Humoraltherapie

In der Praxis hat sich die Blutegeltherapie bei verschiedenen Problemen bewährt, die Anwendung wurde aber leider rechtlich beschränkt, was die Anwendung jedoch nicht unmöglich macht.

Blutegel setzt man an, indem man die Stelle vorher anritzt oder ansticht, sodass ein kleiner Blutstropfen erscheint.

Erst saugt er sich mit seinem Fuß neben seinem Kopf fest und dann beißt er. Das beißen tut nicht weh. Manchmal bitzelt es etwas, wenn er stärker saugt, aber es ist nicht unangenehm, gezwickt zu werden ist fieser.

Dann wünscht man ihm guten Appetit und wartet.

Wie lange das Saugen dauert ist unterschiedlich, aber in der Regel in etwa 45-60 Minuten.

Wenn der Egel genug hat, fällt er als dicker Wurm von alleine ab. Man steckt ihn dann wieder in sein Marmeladenglas zurück, allerdings nicht zu seinen schlanken Zeitgenossen, die würden ihn vor lauter Schmacht anknabbern.

Die Wunde kann noch bis zu 8 Stunden nachbluten, der Blutverlust ist aber nicht Besorgnis erregend.

Für den Wäscheschutz oder um die Wunde sauber zu halten kann man sie dann großzügig mit einer Kompresse bedecken und gut verkleben.  

Um die Wunde kann sich auch ein roter Hof bilden, der aber völlig normal ist, in diesem Stadium kann ein Juckreiz auftreten, da helfen aber die gleichen Mittel wie beim Mückenstich.

 

 

Aber was ist eigentlich Humoraltherapie?

Hinter der Humoraltherapie (humoral lat. Körperflüssigkeit betreffend) stecken, wie der Name schon sagt, Therapieformen die mit Blut arbeiten. Im Grunde genommen geht es meistens darum, die Durchblutung zu fördern. Das kann man mit unterschiedlichen Therapien erreichen:

 

Das ist zum Beispiel mit Hautreizmitteln möglich. Dazu nutzt man Dinge, die die Haut reizen und so die Durchblutung an diesen Stellen erhöhen. Damit kann man lokale Entzündungen in akutem Stadium schneller zum abklingen und chronische Entzündungen erst wieder anschmeißen und dann zur Ausheilung bringen. Für die Hautreizmittel stehen verschiedene Stärkegrade zur Verfügung. Da wären zum einen die Rubefazientia (rubrum lat. rot), die eine Hautrötung hervorrufen, das geht zum Beispiel einfach nur durch Bürsten oder auch durch Brennnesseln oder Ameisen. Dann gibt es Vesikantia (vesicae lat. Blase), die zur Blasenbildung führen, z.B. Senfmehl. Es gibt auch noch 2 schwerere Grade, allerdings nutzt man die heutzutage nicht mehr, weil es schonendere Methoden gibt.

 

Eine andere Möglichkeit, die Durchblutung im gesamten Körper zu steigern bietet der Aderlass.

Dabei wird eine relativ große Menge Blut durch eine große Vene abgelassen. Dadurch wird die Neubildung von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) veranlasst und diese frischen Zellen können mehr Sauerstoff besser binden und sind noch sehr verformbar, sodass sie auch bis in die letzten Kapillaren gelangen. Dadurch werden Entzündungsprodukte abtransportiert. Andere Wirkungen sind krampflindernd, schmerzlindernd und blutreinigend.

 

Eine weitere Möglichkeit, die Durchblutung zu fördern und so Entzündungen zu behandeln besteht in der Blutegeltherapie. Blutegel haben 3 Zahnleisten mit je 80 kleinen Zähnchen und sie können bis zu  30 Jahre alt werden. Ihre Höchstgeschwindigkeit sind 5 Zentimeter in der Sekunde, was verflixt schnell ist, wenn man versucht, die Viecher wieder einzufangen. Und zu guter Letzt: Sie können das 6-fache ihres eigenen Volumens an Blut aufnehmen. Noch dazu sind sie wunderschön bunt.

In ihrem Speichel sind verschiedene Stoffe:

Hirudin, welches entzündungshemmend wirkt, Hyaluronidase, welches antibiotisch wirkt, Egline, welches gerinnungs- und entzündungshemmend wirkt und Histaminähnliche Substanzen, die die Gefäße erweitern und im Anschluss für einen Mückenstich-ähnlichen Juckreiz sorgen können.

Einsetzen kann man Blutegel aber nicht nur bei Entzündungen (z.B. an Gelenken), sondern z.B. auch bei Nervenschädigungen, Arthrosen oder Hämatomen.

Übrigens gelten Blutegel als Arzneimittel. Das bedeutet, dass sie nur einmal verwendet werden dürfen und nach dem Einsatz getötet werden müssen.

 

Die Eigenbluttherapie nimmt man hingegen zur Behandlung von Allergien und Steigerung des Immunsystems. Dabei wird Blut entnommen, leicht modifiziert (entweder bringt man nur die Erythrozyten zum platzen oder man setzt Stoffe hinzu) und dem Körper verabreicht. Dabei erkennt er sein eigenes Blut und auch die Antikörper (die für die Allergie verantwortlich sind), die darin enthalten sind und bildet gegen die Allergie neue Antikörper aus. Allerdings stellt man durch die Modifizierung des Blutes ein neues Medikament her, was den Tierheilpraktikern inzwischen verboten ist.