Bei uns gibt’s zwar nur frisches Rohfutter, Yuki verträgt gekochtes Fleisch auch nicht sehr gut, wie wir im Urlaub feststellen mussten, aber dennoch kann ich natürlich die Deklaration auf den Dosen und Säcken übersetzen und die Qualität ihres Futters bewerten.
Viele Hundehalter verstehen die Inhaltsangaben nämlich leider gar nicht und können so selbst gar nicht entscheiden, welche Qualität das gewählte Futter hat, sie verlassen sich einzig auf die Werbeversprechen der Hersteller. Und wie bei allem gibt es auch bei Fertigfutter große Qualitätsunterschiede, die sich oft nicht im Preis widerspiegeln. Ich höre tatsächlich oft: „Ja, der bekommt das gute teure XY“. Doch gibt es auch hier sehr teuren Schrott.
Aber schauen wir uns mal ein Etikett genauer an:
Zum einen haben wir da die analytischen Bestandteile (Rohprotein, Rohfett, Rohfaser und Rohasche), zum Anderen die Zusammensetzung, dazu kommen noch die
physiologischen Zusatzstoffe.
Oft höre ich „da ist ja Asche in dem Futter!“, doch da werden die analytischen Angaben mit der Zusammensetzung verwechselt. Die Zusammensetzung ist quasi die Zutatenliste des Futters; die
analytischen Bestandteile geben die chemische Analyse dieser Mischung an.
Zusammensetzung
Es gibt 2 Arten der Deklaration für die Zusammensetzung.
Zum einen kann man die Zutaten in Gruppen zusammenfassen...
...oder man kann offen deklarieren, welche Zutaten in dem Futter verarbeitet wurden.
Dabei müssen die Bestandteile der Menge nach gelistet sein, das bedeutet was als erstes steht, davon ist auch am Meisten drin.
Um eine Futtersorte zu benennen, muss das Futter mindestens 4% des Fleisches enthalten. In der "Sorte Strauß" müssen also mindestens 4% vom Strauß enthalten sein, dabei ist die Fleischart egal. Bei teuren Ausgangssorten bleibt es dann oft bei den 4%, der Rest wird mit Schweinefleisch, Rindfleisch oder Geflügel aufgefüllt.
Gruppierte Zutaten
Hinter „Getreide“ oder Rohfaserstoffen kann alles stecken: Mais, Soja, Weizen, Reis, Gerste, Roggen, etc. Es ist ein guter Kohlehydrat- und damit Energielieferant. Soja bringt zusätzlich noch preiswerte Proteine in die Analyse. Die nennen sich dann pflanzliche Eiweißextrakte.
Pflanzliche Nebenerzeugnisse sind alle bearbeiteten Getreidearten, z.B. Mehle oder gepuffter Mais. Dadurch macht man das Getreide und damit das Futter leichter verdaulich.
Fleisch kann sowas sein wie Hühnerfleisch und Hühnerleber (aus Mastbetrieben meist ein relativ preiswerter Rohstoff im Vergleich zu Schwein und Rind) oder andere Schlachtabfälle.
Tierische Nebenerzeugnisse sind dann z.B. Fleischmehl, Tiermehl, Knochenmehl,
Fette, Fischmehl, etc.
Diese Gruppe liefert hauptsächlich Proteine, aber auch Fette und einige Mineralen, z.B. Calcium. Grundsätzlich sind diese Rohstoffe nicht schlecht, jedoch macht’s die Quelle und die Mischung im
Futter. Mit Fleischknochenmehl ersetzt man zum Beispiel auch die Knochenration beim Barfen bei
Unverträglichkeit, jedoch sprechen wir hier meist von anderen Mengen.
Übrigens werden keine verstorbenen Haustiere ins Futter gepackt, erlaubt ist nur K3-Material. Fleisch welches in die Tierfutterproduktion geht (weil es für den humanen Markt nicht gefragt ist oder weil z.B. die Kühlkette unterbrochen wurde und es nicht mehr verkauft werden darf, obwohl es noch gut ist) wird automatisch zu K3-Material umdeklariert um nicht mehr ausversehen in der Humanproduktion zu landen.
Öle und Fette können in diesem Fall auch alles sein, tierisch und pflanzlich, wobei hier pflanzlich in der Regel preiswerter ist. Sie liefern in günstigen Futtern neben dem Getreide den Löwenanteil der benötigten Energie.
Zucker, der in irgendeiner Weise (Sucrose, Saccharose, Dextrose, Traubenzucker, Fructose, Melasse, Malzkeime, Rübenschnitzel, Glukose, Karamell, Zellulose, Getreide, Maltose) noch hinzugefügt wird, dient als sofortiger Energielieferant und hebt die kcal-Angabe des Futters. Außerdem gibt er durch die Maillard-Reaktion eine fleischige Farbe, konserviert das Futter und verstärkt den Geschmack.
Physiologische Zusatzstoffe
Vitamine und Mineralien werden als fertiger Mix hinterher dem Futter zugefügt und untergemengt oder von außen aufgesprüht. Die Mengen ergeben sich aus theoretischen Bedarfswertbestimmungen.
Analytische Bestandteile
In Europa ist die Weender-Analyse Vorschrift und muss auf jedem Futtermittel angegeben sein, um die Wertigkeit der Futter untereinander vergleichbar zu machen. Doch diese Analyse sagt nichts über die Qualität der Zutaten aus.
So tauchen in der Rohproteinangabe alle Proteine auf, egal ob aus Fleisch oder aus Tofu. Gerade für Katzen sind aber die tierischen Eiweiße viel wertvoller als die pflanzlichen, weil Katzen tierische Aminosäuren viel besser verwerten können.
Die Weender-Analyse:
- Rohprotein: Der Gesamteiweißgehalt (tierisch & pflanzlich)
- Rohfett: Der Gesamtfettgehalt (t&p)
- Rohfaser: stimuliert Darmtätigkeit und unterstützt die Verdauung
- Rohasche: hier sind alle anorganischen Stoffe, also Vitamine und Mineralien versammelt
Der Kohlehydratgehalt wird nicht mit angegeben und muss errechnet werden, Hunde und Katzen ziehen als Fleischfresser die meiste Energie jedoch aus hochwertigen tierischen Proteinen und Fett, Kohlehydrate sind schwerer verdaulich und landen schneller auf den Hüften.
Die Analysewerte bilden die Basis für die Kalorienberechnung. Auf Basis dieser Analysewerte kann man mit weiteren Angaben zum Tier und einigen Formeln und Faktoren theoretisch errechnen, wie viel eines bestimmten Futters ein bestimmtes Tier fressen muss, um seinen Tagesbedarf an Energie zu decken.
Inwieweit damit dann auch der Vitamin- und Mineralbedarf gedeckt sind liegt daran, ob es sich um ein Allein- oder ein Ergänzungsfuttermittel handelt.
Unterschiede Trockenfutter und Nassfutter
Man unterscheidet zwischen Trockenfutter und Nassfutter.
Trockenfutter ist kalorienreicher, da es mehr Grundstoff pro Volumen enthält.
Ein Beispiel:
Im Trockenfutter sind 10% Wasser und 90% Grundstoff.
Angenommen wir haben hier 32% Rohprotein angegeben.
Im Nassfutter sind 80% Wasser und 20% Grundstoff.
Bei dem gleichen Verhältnis wie oben (32% in 90%) hätten wir hier 7,11% Rohprotein.
Dadurch sind die Analysewerte bei einem Trockenfutter grundsätzlich höher als bei einem Nassfutter.
Trockenfutter wird gerne gegeben, damit der Hund etwas zu beißen hat und sich Zahnstein abnutzt. Jedoch hat es diesen Effekt nur in der Werbung. Trockenfutter verhält sich im Maul des Tieres ungefähr so wie Popkorn oder Chips in unserem: es wird zu einer klebrigen Pampe die an den Zähnen haften bleibt und die Zahnsteinbildung begünstigt.
Trockenfutter - gepresst oder extrudiert?
Extrudierte und gepresste Trockenfuttersorten enthalten beide mehr Kohlehydrate als ein gutes Nassfutter. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob das Futter Getreidefrei ist, in solch einem Fall kommen die Kohlehydrate in Form von Stärke aus Pseudogetreide oder Kartoffeln. Bei Trockenfutter wird der Stärkekleber für die Struktur benötigt, denn er hält die gepressten oder aufgeploppten Pellets in Form.
Bei Trockenfutter wird manchmal ein Frischfleischanteil angegeben (z.B. „entspricht 60% Frischfleisch“), verwendet werden aber immer getrocknete Fleischmehle (maximal um die 20%, mehr ist technisch nicht machbar). Der Frischfleischanteil ist demnach nur geschätzt, denn eine fest Umrechnungsformel gibt es nicht.
Der einzige wirkliche Unterschied zwischen einem extrudierten und einem gepressten Trockenfutter liegt darin, dass das extrudierte Futter bei Kontakt mit Flüssigkeit aufquillt und das Gepresste zerfällt, der weitere Verdauungsvorgang ist gleich.
Und wie muss ein gutes Futter jetzt aussehen?
Das ist eigentlich ganz einfach. Zuerst einmal rate ich grundsätzlich von Trockenfutter ab. Unsere Raubtiere sind nicht auf die Verdauung von derartigen Stärkemengen ausgelegt, es ist nur eine Erfindung von uns faulen Menschen.
Ein gutes Nassfutter sollte immer offen deklariert sein und für Hunde einen Fleischanteil von mindestens 70-80%, für Katzen einen Fleischanteil von 90-95% haben.
Insgesamt sollte ein Futter nicht zu viele unterschiedliche Zutaten haben, ein halber Gemüsegarten hat in einem Katzenfutter nichts verloren. 1-3 verschiedene Sorten und ein paar Kräuter und Öle reicht vollkommen aus. Im Optimalfall verzichtet das Futter auch vollstädnig auf physiologische Zusatzstoffe in Form von künstlichen Vitaminen und Mineralien.
Das Etikett sollte sich lesen wie ein Rezept welches man auch einfach nachkochen kann.
Fotos by Pixabay & Balance Cure Tierheilpraxis
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